Mittwoch, 28. März 2012

Zukunft nah erleben

von Ania

Ich denke niemals an die Zukunft. Sie kommt früh genug.
Albert Einstein

The Jetsons Meet The Flintstones - Zusammenstoß zweier Epochen


Zukunft. Zu diesem Begriff kann man wirklich viele Assoziationen haben. An die Zukunft denkt zum Beispiel, wer schon im Winter das Angebot des Reisebüros für die nächsten Sommerferien prüft. Aber wer das neue Auto mit Top-Sicherheitstechnologien oder Assistenzsystemen kaufen will, wird auch als zukunftsorientiert bezeichnet. So viele Bedeutungen kann dieses kleine Wort haben. Zukunft heißt morgen, aber auch die folgende Woche, in zehn Jahren… Problematisch ist es, aus dem Bauch klar zu äußern, womit man das Wort verknüpft. Sogar ehrbare Politiker scheitern an diesem Thema, auch wenn sie versuchen, dicke Bücher über die Situation ihres Landes in den kommenden dreißig Jahren zu verfassen. Aber Otto Normalverbraucher wird lieber die bevorstehenden zehn Tage planen, weil es sowieso schon kompliziert ist, bis zum Ersten des Monats durchzuhalten. Ja, der Alltag der Zukunft scheint viel interessanter zu sein als die Situation in Französisch-Guayana oder die Diskussion über CO2-Ausstoß. Die Spekulationen sind aber gar nicht tröstlich.

Alles wird teurer und schwerer, das soziale Leben und die Wirtschaft gehen in die Brüche, aber das stört uns sowieso nicht, weil Ende Dezember die Apokalypse kommt… Aber bevor diese passiert, können Menschen noch den Alltag verbessern. Es gibt immer mehr moderne technische Lösungen, die uns Hauspflichten wie Kochen oder Waschen erleichtern. Hier drängt sich also die Frage auf: auf welche Art und Weise wird die Welt besser sein? Mit ein paar wesentlichen Bereichen werden wir uns jetzt beschäftigen und nachprüfen, ob wirklich alles so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird.
Kleidung
Für jede Frau sicherlich ein Spitzenthema.
Noch am Ende des neunzehnten Jahrhunderts war es nicht vorstellbar, dass ein Mädchen eine Hose tragen könnte (nicht alle wissen aber, das die Hose für Männer erst im vierzehnten Jahrhundert in Europa erschien und zwar deswegen, weil die Ritter nicht mehr in langen Gewändern reiten konnten).


Marie Antoinette – Modediktatorin der achtzehntes Jahrhunderts

Heutzutage wäre es eher seltsam, wenn ein Mädel in seinem Schrank nur Röcke hätte. Die Gleichberechtigung hat Ihres getan. Einst so beliebte, riesengroße Ballkleider mit Reifröcken und Kissen auf den Schultern, gewaltige Perücken mit Tonnen Puder darauf oder mit Früchten dekorierte Federhüte liegen schon lange ad acta und eignen sich nur zu historischen Schauen. Auch würde kein Mann heute freiwillig lächerliche Strumpf- oder Pluderhosen anziehen, die ihm damals eine Casanova-Beliebtheit sichern konnten. Ein normaler Stil ist: T-Shirt mit Jeans und Sneakers; für wirklich wichtige Anlässe vielleicht ein Anzug oder das unsterbliche kleine Schwarze. Es gibt aber Menschen, die ihren eigenen Stil haben und nicht der Masse entsprechen – wie Emos, Manga-Fans oder Gothics. Alle können sich ein Bild eines Vertreters jeder Gruppe im Kopf vorstellen, weil viele Klischees darüber in unserem Unterbewusstsein stecken. Funktionieren solche Stereotype auch, wenn man an die Klamotten der Zukunft denkt? Tja, man hat vielleicht eine Bluse, die sich selbst bügelt (mein Gott, diese wäre sofort aus den Boutiquen ausgekauft!) oder einen fiebermessenden Strampler vor Augen. Experten erforschen Prototypen von Kleidung mit eingebauten Elektroartikeln. Was auf diesem Gebiet wichtig zu sein scheint, ist die Tatsache, dass die neuen Lösungen nicht nur die Effizienz der Geräte steigern, sondern auch unserer Gesundheit dienen sollten – indem sie unsere Lebensprozesse im Griff haben. Davon könnten Diabetiker oder Infarktkranke profitieren – komplexe Prozessoren werden den Besitzer alarmieren, wenn die Körperwerte zu hoch oder zu niedrig werden. Eine andere Frage ist es, wie man solche Kleidungsstücke waschen sollte, um diese komplizierten Systeme nicht zu beschädigen… Sie werden auch blitzschnelle Kommunikation zwischen dem Arzt und dem Patienten ermöglichen – Chips senden die Impulse zu dem Empfangsgerät und informieren den Arzt, wenn ein Unfall passiert. Natürlich wird sich nicht nur die Medizin dank dieser Technologien entwickeln. Auch Gadget-Fans werden einen Heidenspaß haben – ihre Anoraks werden in der Lage sein, selbst die Farbe zu wechseln (je nach Tageslicht), SMS laut zu lesen oder Musik aus dem Internet zu spielen. Eine Mütze mit WiFi-Verbindung wird bestimmt zu einem Verkaufsschlager werden.


‚Von den Smart Clothes könnten Diabetiker oder Infarktkranke profitieren – komplexe Prozessoren werden alarmieren, wenn die Körperwerte außer Norm werden. Auch Gadget-Fans werden etwas für sich finden. Andere Frage ist es, wie man solche Kleidungsstücke waschen sollte …‘

Häuser



Einst war eine kleine Hütte mit Strohdach und Pergaminscheiben der Gipfel der Träume für die Mehrheit der Menschen. Die hatte keine Heizung, keine Toilette, sogar keine abgetrennten Zimmer – alle, also Menschen und oft auch Tiere, haben in einer Stube schlafen, essen, arbeiten müssen… Nur reiche Magnaten haben große Residenzen oder Landgüter mit einem Dutzend Räumen, atemberaubender Verzierung und großartigem Garten besessen. Gegenwärtig sind solche technischen Annehmlichkeiten wie Gas, warmes Wasser, Strom oder Kanalisation ganz üblich. Nur an den neuen Stadträndern und auf dem Lande gibt es manchmal noch immer Klärgruben. Zwischendurch, im Jahre 1952, ist Le Corbusier – französischer Architekt und Städteplaner, auf die Idee gekommen, riesengroße Wohnblocks mit preisgünstigen Wohnungen für Arbeiter zu bauen. Er hat sogar einen Entwurf des neuen Paris gehabt – man hätte das Zentrum der Hauptstadt Frankreichs ganz abreißen und von Anfang an neu schaffen sollen. Zum Glück wollte niemand zustimmen, jedoch ist diese Bauform immer noch sehr populär, vorwiegend weil Häuser viel teurer als Dreizimmerwohnung mit Küche und Bad sind. Besonders im ehemaligen Ostblock ist die Landschaft voll von Plattenbauten und Wohnsilos.
Ein kleiner Überblick über die Geschichte des Hauses



Man gestaltet immer mehr so genannte Future-Houses, also Häuser der Zukunft. Die Architekten wetteifern miteinander in modernen und verwertbaren Entwürfen. Die futuristischen Projekte sind aber keine Neuheit, weil schon 1995 ein Living Tomorrow Haus gebaut wurde, in dem man eine Menge Tätigkeiten mithilfe von digitalen Displays ausführen kann. Der elektronische Spiegel zeigt unseren Kindern den Film darüber, wie man Zähne richtig putzen sollte und die Herdplatte weiß selbst, wie lange sich Eier kochen und wie viel Wasser dazu optimal wäre. Solche Lösungen sind noch nicht weit verbreitet, aber in ein paar Jahren sollten die Forscher imstande sein, alles mit Sensorbildschirmen zu schaffen – die werden uns auf Schritt und Tritt begegnen. Außerdem werden die Formen auch raffinierter. Wenn man zum Beispiel Angst vor Überbevolkerung hat, dann sollte man das Unterwasserhaus bedenken. Man kann schon heute aus einem breiten Angebot an unterseeischen Hotels wählen und entscheiden, wo sich die bunten Fische am Besten vom Bett aus beobachten lassen. Eine andere Idee wäre ein Baumhaus. Alle Tarzan-Fans könnten endlich ihre Wünsche erfüllen und sich wie der berühmte Dschungelmann fühlen. Auch so genannte ökologische Häuser gewinnen an Beliebtheit. Dort wendet man viele natürliche Materialien an. Alle Öko-Freaks werden sich ohne Zweifel über energiesparende Glühbirnen, Holzwände, eigene Kläranlage und Komposthaufen freuen.
 


 Unterwasserhotels sorgen für Furore


Schule
Albtraum aller Teenager. Zwölf Jahre pauken, dann Examen schreiben und los. Dem Bildungssystem könnten wir viel vorwerfen. Der Unterricht ist in den meisten Fällen nicht mehr spannend. Schüler stören die Lehrstunde mehr als sie daran teilnehmen, weil sie sich von den manchmal völlig unsinnigen Themen gelangweilt fühlen. In Polen gibt es seit einiger Zeit eine erregte Diskussion, denn die neue Bildungsministerin führt Reformen in Lyzeen und Gymnasien durch. Demnach sollten Schüler schon im 15. Lebensjahr entscheiden, was sie nach dem Abitur machen wollen, weil sich das Lernen in der Oberschule auf einen engen Fächerbereich konzentrieren soll. Vor allem Geschichtslehrer protestieren, weil die Zahl der Unterrichtseinheiten von über hundert Stunden auf nur sechzig reduziert wird. Das ist besonders besorgniserregend, weil viele Lehrer Angst haben, dass es unmöglich sein wird, das zwanzigste Jahrhundert genau zu besprechen; dabei ist das doch die wichtigste Zeit in der Geschichte Polens. Man will also das Spektrum des Wissens empfindlich beschneiden.
Bildung der Zukunft – werden wir noch irgendwann
Lehrer brauchen?
Gegen die Reformen kann man nichts unternehmen, aber auf die Form des Lehrens haben Schulen schon einen bedeutenden Einfluss. Beispielsweise die Frage der Bücher. Kritische Stimmen sagen, dass schon die Rucksäcke der Erstklässler zu schwer sind. Sie sollen bis zu sieben Kilo wiegen. Man hat deswegen vorgeschlagen, Tablets statt Büchern einzuführen. Ein angenehmer Einfall; nicht sicher ist aber, wer für diese multimedialen Geräte bezahlen soll – Kabinett, Ministerium, Direktor oder vielleicht die Eltern? Die Befürworter argumentieren, es sei viel billiger, sich einmal einen Tablet-PC zu leisten als Papierbücher (besonders der Preis von Fremdsprachenwörterbüchern ist überhöht) jedes Jahr zu kaufen. Die Gegner sagen dagegen, dass das ständige Gucken an den Bildschirm ungesund für die Augen sein könnte. Außerdem ist fraglich, ob Schüler ihre kleinen PCs wirklich nur zum Lernen verwenden werden. Kein Lehrer möchte mit Angry Birds bombardiert werden.
 
„Schule -  jenes Exil, in dem der Erwachsene das Kind solange hält, bis es imstande ist, in der Erwachsenenwelt zu leben, ohne zu stören.“
Maria Montessori

Auch auf die Lehrer sollten wir verzichten, meinen manche. Man kreiert immer mehr Onlinekurse, damit man lernen kann, ohne das Zimmer zu verlassen. Studenten erledigen ihre Aufgaben einfach auf der Plattform, kommunizieren via Skype mit dem Leiter und bekommen dann per E-Mail die Ergebnisse. Vielleicht werden auch Roboter die Rolle des Paukers übernehmen. Werden sie so viel Einfühlungsvermögen haben, um Kindern bei Erziehungsproblemen zu helfen?

Der Alltag der Zukunft wird also möglicherweise gar nicht so schlecht aus. Man sollte nicht überängstlich sein, aber es wäre ganz gut, sich zu fragen, ob alle neuen Lösungen tatsächlich so notwendig sind. Vielleicht klingt es super, dass Computer in allen Bereichen verfügbar sein werden. Aber welchen Spaß wird man am Kochen haben, wenn die Küche alles alleine macht?

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