Donnerstag, 29. März 2012

Was die Zukunft bringt

von Jasmin Helterhoff

Ein Teenager erzählt aus seinem Leben:            
„Lina ist 17 Jahre alt. Sie besucht das Gymnasium und möchte 2013 ihr Abitur bestehen. Regelmäßig trifft sie sich mit Freunden zum Lernen. Viele haben die gleichen Leistungskurse wie sie, Mathematik und Englisch. Aber auch für andere Fächer ist Lina einer Lerngruppe beigetreten. Das Lernen in einer Gruppe macht ihr nicht nur Spaß, es ist auch effektiver.
Wenn Lina ihr Abitur hat, will sie gemeinsam mit ihren Freunden ein Jahr durch Amerika reisen, neue Kulturen kennen lernen, und ihre Sprachkenntnisse verfestigen. Was sie danach macht, weiß sie jetzt noch nicht genau.

Ihr Großvater ist für einen traditionellen Beruf als Krankenschwester. Ihr Vater möchte, dass sie Medizin studiert, weil die Berufschancen gut sind und man ein Einkommen bekommt, von dem man leben kann. Ihre Mutter möchte, dass Lina Lehrerin wird. Der Job ist nicht so stressig wie der eines Mediziners. Außerdem ist sie selber auch Lehrerin und ihre Tochter könnte von ihren Erfahrungen profitieren. Linas großer Bruder ist Chemiker geworden, obwohl die Eltern ein Jurastudium vorgesehen hatten, ihre Schwester studiert in Harvard, genau wie die Eltern es wollten. Nur die Oma Ilse schreibt ihren Kindern und Enkeln nichts vor. Als ihr Sohn zur Polizei gehen wollte, unterstützte sie ihn. Sie ging mit ihm joggen, schaute seine Bewerbungen durch und lernte Paragraphen mit ihm um die Wette. Als ihre Tochter Tiermedizin studierte, kaufte Oma Ilse Fachzeitschriften und gab ihren Hund Bello zur äußeren Muskulaturbestimmung her. Als ihre Enkel dann ihre Berufswünsche äußerten, die Eltern aber dagegen waren, unterstützte sie sie, und half sogar beim Kofferpacken.
Lina spielt mit dem Gedanken, ein Theaterstudium zu belegen. Auch Germanistik spricht sie an und Kindergärtnerin würde ihr auch Spaß machen. Da sie von allen Seiten beeinflusst wird, kann sich Lina nicht entscheiden. Wird sie Lehrerin, fühlen sich Opa und Papa vor den Kopf gestoßen, studiert sie Medizin, wird Mama enttäuscht sein, und der Beruf einer Krankenschwester macht ihr keinen Spaß. Das sagt sie Opa natürlich nicht.
Um sich Klarheit zu verschaffen, und eine unvoreingenommene Meinung anzuhören, geht Lina zu einer Berufsberatung. Sie macht einen Test mit dem sie herausfinden möchte, wo ihre Schwächen und Stärken liegen. Dieser Test soll ihr helfen, sich besser einzuschätzen. Sie will auf gar keinen Fall ein Studium oder eine Ausbildung abbrechen, nur weil sie sich selbst falsch eingeschätzt hat. Der Test ergibt, dass Lina ein Dolmetscherstudium zusagen würde, aber auch das Theaterstudium oder Germanistik stehen auf den Top 5.
In der Schule fragt Lina ihre Lehrer. Die kennen sie immerhin seit sieben Jahren und können sie gut einschätzen. Frau Linsenhoff, Linas Englischlehrerin, schlägt ihr ein Dolmetscherstudium vor. Sie sei begabt und es wäre offensichtlich, dass ihr die englische Sprache Spaß mache. Der Deutschlehrer traut ihr ein Germanistikstudium zu, und im Theaterprojektkurs spielt Lina die Hauptrolle. Auch die Schule konnte ihr aber letztendlich nicht wirklich weiterhelfen.
Die Freundinnen braucht sie garnicht erst zu fragen, außer der gemeinsamen Reise planen sie alle was Anderes. Und jede will möglichst viele der anderen Freunde im gleichen Beruf haben. Maler, Maurer, Glaser über Akademiker bis hin zum Fitnesstrainer.
Auf der Suche nach Hilfe für eine der wichtigsten Entscheidungen die Lina in ihrem Leben fällen muss, durchforstet sie das Internet. Meinungen von Experten, von Leuten die die verschiedensten Studiengänge schon absolviert haben. Außerdem informiert sich Lina über die Aufgabenfelder der einzelnen Berufe. Was muss ich machen? Wie sind die Lerninhalte? Wie zeitaufwändig sind die einzelnen Berufe? Was verdient man dabei?
Lina entscheidet, sich auf einen Studienplatz an der Uni Berlin zu bewerben. Dort kann sie Theaterwissenschaft studieren. Sollte sie dort nicht angenommen werden, ist ihre zweite Option die Ausbildung in Köln/Bonn zur Kindergärtnerin. Ihrer Familie hat sie ihre Entscheidung mitgeteilt. Und weil nicht alle damit zufrieden sind, aber auch nicht widersprechen wollen, stellt sich eine zweite Frage für Linas Zukunft. Die Familie.
Oma und Opa wollen unbedingt Urenkel. Lina soll schnell heiraten und Kinder bekommen. Traditionell, so wie früher. Der Vater möchte, dass Lina zuerst eine Berufsausbildung macht und einige Jahre jobbt, damit sie fest angestellt wird und dann ohne Probleme in Mutterschutz gehen kann. Und die liebe Frau Mama findet, dass Lina noch zu jung ist, um darüber nachzudenken. Einen festen Freund hat Lina. Thomas ist ein Jahr älter und hat sein Abitur schon fast. Er wird Medizin studieren und dann die Allgemeinpraxis seiner Eltern übernehmen. Wie schon vor seiner Geburt geplant. Thomas hat seinen Eltern nicht widersprochen. Den Traum, Seefahrer zu werden, hat er schnell aufgegeben. Auch seine Eltern wollen schnell Enkelkinder haben. Sie meinen, dass der Mann arbeiten gehen sollte und die Frau zu Hause auf die Kinder aufpassen muss. Auch wenn es bei ihnen selber anders war.
Lina und Thomas planen ihre gemeinsame Zukunft noch nicht, sie wollen das Hier und Jetzt genießen. Aber irgendwann, dass wissen Beide, wollen sie heiraten und Kinder bekommen. Ob mit dem jetzigen Partner ist noch ungewiss. „Man weiß schließlich nie, was die Zukunft bringt.“, wie Oma Ilse zu sagen pflegt. Sie hat jetzt das dritte Mal geheiratet.“

Mit dieser Geschichte möchte ich ausdrücken, dass viele Faktoren die Zukunft von Jugendlichen beeinflussen können. Die wichtigsten Faktoren sind gewiss wie bei Thomas die Eltern, die den perfekten Plan haben, aber wenn man über seine Wünsche und Bedürfnisse mit seinem Umfeld spricht, ist es wie bei Lina kein Problem seinen Traumberuf zu erlernen.
Auf die Idee, diese Geschichte zu schreiben, bin ich aus Erzählungen gekommen.  Ein Klassenkamerad will die Firma seines Vaters übernehmen, eine andere wird Jura studieren. Wie die Eltern. Ein dritter Mitschüler hat sich entschieden die Schule diese Jahr zu verlassen und eine Ausbildung zu machen. Die Eltern wollten ein Abitur.

Jasmin Helterhoff

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